Groupon will Einzelhändlern und Gastronomen künftig einen mobilen Kartenreader anbieten. Die Gebühren sollen deutlich geringer ausfallen als bei Square und anderen Konkurrenten, zudem wird ein iPod touch gleich mitgeliefert. Ein Schritt mit großem Potenzial.
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Für Groupon waren die letzten zwölf Monate nicht gerade ein Zuckerschlecken. Zweifel an der Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells vermischten sich mit Kritik am Geschäftsgebaren, einem seit dem Börsengang im November sinkenden Aktienkurs, Berichten zu schlechten Arbeitsbedingungen und dubiosen Sonderangeboten. So problematisch einige der Geschehnisse aber auch sein mögen, so wichtig ist es für das Unternehmen aus Chicago, sich neben der Lösung dieser Konflikte auf den Ausbau und die Erweiterung des bestehenden Geschäftsmodells zu konzentrieren. Nimmt die Zuversicht der Aktionäre zu, steigt der Aktienkurs, und damit im Optimalfall auch die allgemeine Wahrnehmung. Die jüngsten, über den Erwartungen liegenden Quartalszahlen waren kein schlechter Anfang, und auch mit einer Reihe von Akquisitionen der letzten Zeit macht Gründer und Firmenchef Andrew Mason deutlich: Das Unternehmen will nach vorne schauen.
Eine aktuelle Meldung unterstreicht Groupons Bestrebungen, sich breiter aufzustellen und Händler – deren Bereitschaft zur Partizipation bei dem Schnäppchenportal für Groupon essentiell ist – enger an sich zu binden: Der Dienst soll die Lancierung eines Kartenlesegerätes planen, über das Händler zu günstigen Konditionen Zahlungen ihrer Kunden entgegennehmen können.
Mobile Kartenleser, die Smartphones in Kartenterminals verwandeln und jedem die Möglichkeit einräumen, von anderen Menschen Kartenzahlungen anzunehmen, liegen derzeit im Trend. Pionier und Platzhirsch Square hat in den letzten Jahren, Monaten und Wochen eine Reihe von Nachahmern auf den Plan gerufen – von iZettle über PayPal Here bis hin zu diversen Startups aus Deutschlands, die alle kurz vor dem Launch stehen.
Groupons Vorzüge gegenüber der Konkurrenz
Groupon wäre somit ein später Akteur in diesem Markt. Doch anders als einige der Konkurrenten besitzt das Rabattportal einen entscheidenden Vorzug: Millionen von Kundenbeziehungen zu Einzelhändlern und Gastronomen, die einmal oder mehrfach Kampagnen über Groupon abgewickelt haben, sowie eine enorme, auf kompromisslosen Verkaufserfolg getrimmte Salesforce, für die es ein Leichtes sein dürfte, den Groupon-Cardreader in Umlauf zu bringen. Zumal die Handelsplattform aus den USA eine aggressive Preisgestaltung ins Auge fast, welche die Gebühren der Konkurrent deutlich unterbietet: 1,8 Prozent vom Umsatz zuzüglich einer einmaligen Gebühr von 15 Cent sollen bei Groupon verbleiben. Square und die meisten anderen Wettbewerber behalten etwa 2,7 Prozent der Kartenumsätze. Speziell bei größeren Beträgen profitieren Händler von Groupons Preisstruktur, weil dann die 15-Cent-Pauschale kaum noch ins Gewicht fällt.
Der bekannte Groupon-Kritiker und VentureBeat-Kolumnist Rocky Agrawal will außerdem erfahren haben, dass Groupons Kartenlesegeräte zusammen mit einem kostenfreien iPod touch an Händler und Gastronomen geliefert wird. Bei der Konkurrenz müssen sich Anwender des Kartenreaders jeweils selbst um die Beschaffung eines unterstützten Smartphones (zumeist iPhone oder iPod touch) kümmern.
Aufgrund der niedrigen Gebühren sowie Groupons massivem Aufgebot in Vertrieb und Kundenservice sieht Agrawal, der den bisher in kleiner Zahl getesteten Groupon-Dienst bereits ausprobieren konnte, das Unterfangen als erste wirkliche Bedrohung für Square. Hinzukommt seiner Ansicht nach die Tatsache, dass die Gebührenstruktur der Kreditkartenanbieter dafür sorgt, dass über die Kartenreader generierte Kleinstumsätze selbst bei einer dem Kunden in Rechnung gestellten Gebühr von 2,7 Prozent für die Startups ein Verlustgeschäft darstellen. Erst bei größeren Summen rechnet sich die Kartenzahlung. Weil diese jedoch über Groupons angekündigten Cardreader für Händler deutlich günstiger ist, besteht die Gefahr, dass Square und andere Anbieter mit ähnlichem Pricing vor allem zur Abwicklung von für die Startups unattraktiven Kleinstbeträgen eingesetzt werden. Die dicken Fische hingegen könnte sich Groupon schnappen.
Händler werden es zu schätzen wissen
Es ist unwahrscheinlich, dass Groupon mit über seinen Reader generierten Umsätzen reich wird. Im Extremfall wird es sogar einen Verlust in Kauf nehmen, also geringere Transaktionsgebühren für die Kartenzahlungen verlangen, als es an die Kartenunternehmen weiterreichen muss. Der Dienst dürfte primär eine “Kundenbindungsmaßnahme” darstellen. Händler, die einmal ein iPod touch-basiertes Kartenterminal von Groupon erhalten haben und dieses zu schätzen wissen, werden sehr viel empfänglicher für die Durchführung von Rabattkampagnen sein. Wobei sogar vorstellbar ist, dass Groupon den Cardreader an eine Verpflichtung der Einzelhändler und Gastronomen zu einer bestimmten Zahl an Groupon-Deals knüpft.
Ein häufig monierter Kritikpunkt im Bezug auf Groupon ist die Vernachlässigung der Interessen der Händler. Springen diese ab und bieten keine Deals mehr an, ist Groupon am Ende. Ein kostenfreies mobiles Kartenleseterminal mit deutlich günstigen Transaktionsgebühren als die Konkurrenz klingt nach einer idealen Maßnahme, um sich bei Gewerbetreibenden und Gastronomiebetrieben einzuschmeicheln. Führt dies zu einer Zunahme qualitativer (!) Groupons-Deals, könnte dadurch das gesamte Groupon-Business in einem besseres Licht erscheinen.
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